Bouretteseide ist ein besonderes Material, das aus Naturseide gewonnen wird.
Die Fasern stammen aus den Kokons von Seidenraupen, die bereits durchbrochen oder beschädigt sind. Diese kürzeren Faserstücke umfassen die Anfangs- und Endteile der Kokons sowie solche, die durch den Schlupf der Raupen beschädigt wurden.
Die Bezeichnung Bourette stammt aus dem Französischen: bourre = franz. Füllhaar, Flock. Bouretteseide zeichnet sich durch ihre charakteristische, raue Oberfläche aus, die durch die unregelmäßigen Fasern entsteht.
Das Material ermöglicht einen guten Luftaustausch, was für ein angenehmes Tragegefühl sorgt. Zudem kann Bouretteseide Feuchtigkeit aufnehmen und hilft so, den Körper trocken zu halten. Bouretteseide wird häufig für die Herstellung von ökologisch orientierter Damenmode wie Shirts, Kleider und Nachtwäsche verwendet.
Aufgrund ihrer rauen Textur sollte Bouretteseide vorsichtig gepflegt werden, idealerweise durch Handwäsche oder im Schonwaschgang mit kaltem Wasser.
Die Geschichte der Seidenherstellung begann vor rund 5.000 Jahren in China. Bouretteseide selbst wurde jedoch erst später in Europa bekannt, als die Seidenproduktion und -verarbeitung sich weiterentwickelte und Techniken zur Nutzung von beschädigten oder durchbrochenen Kokons eingeführt wurden.
Die genaue Zeit, wann Bouretteseide in Europa eingeführt wurde, ist schwer zu bestimmen, aber es ist wahrscheinlich, dass sie im Laufe der Jahrhunderte mit der allgemeinen Verbreitung der Seidenproduktion in Europa an Bedeutung gewann.
Ein interessanter Aspekt der Bouretteseide ist der enthaltene Seidenleim (Serizin), ein Protein, das die Kokons zusammenhält. Im Gegensatz zu anderen Seidenarten bleibt der Seidenleim bei Bouretteseide größtenteils erhalten, was ihr die charakteristische, raue Textur und einen feinen, natürlichen Duft verleiht. Bouretteseide ist besonders gut für Menschen mit empfindlicher Haut, da sie aufgrund des hohen Seidenleimanteils entzündungshemmende und beruhigende Eigenschaften aufweist.
Bouretteseide wurde im Mittelalter nicht verwendet, da die notwendigen Spinnverfahren erst im 19. Jahrhundert entwickelt wurden.
Im Mittelalter konzentrierte sich die Seidenproduktion auf Haspelseide aus langen, ununterbrochenen Fäden. Obwohl Bouretteseide nicht für das Reenactment vor dem 19. Jahrhundert geeignet ist, kann sie eine Notlösung für Menschen mit empfindlicher Haut sein.
Die Entscheidung zur Verwendung im Reenactment liegt bei jedem selbst. Bouretteseide ist und bleibt jedoch eine moderne Seidenvariante und ist daher weniger geeignet für historische Kleidung.
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